Hydraulischer Abgleich bei der Heizungsanlage
17 Februar 2020Auftrag – Beweisthema – gegebener Sachverhalt
In einem acht Familienhaus in Oldenburg sind die Fußbodentemperaturen über 25 Grad Celsius, obwohl die Raumthermostate auf 16° C stehen. Gleichfalls sind die Betondeckentemperaturen vereinzelt auch bei 25°C.
Tatsachen-Feststellungen – Ortsbesichtigung – Untersuchungsmethode
Die Raumtemperatur war gegen 18:00 Uhr noch bei 23,9°C. Eine moderne Be- und Entlüftungsanlage gibt es ebenfalls. Das Haus ist 2 Jahre alt und verfügt über modernen Technikstandard.
Die moderne Brennwertkesselanlage der Firma Junkers heizt bis auf 56°C hoch. Eine maximale Vorlauftemperatur bei minus 10°C Außentemperatur ist bei 35°C zu betreiben. In den Wohnungen sind jeweils Fußbodenheizungen verlegt. Unnötig hohe Vorlauftemperaturen aufgrund unzureichender Wärmeleistung.
Die Vorlauftemperaturregelung steht hier auf 40°C. Überhitzung von Räumen durch falsch gelegte Verteiler bzw. Zuleitungen ist auch zu beobachten.
Je nach Raumgröße müssten die Durchflussmengen unterschiedlich sein. Ungleichmäßige Wärmeverteilung aufgrund des nicht ordnungsgemäß eingeregelten hydraulischen Abgleichs. Die Heizungsanlage wurde nicht nach den gültigen Vorschriften installiert.
Tatsächlich war hier auch eine falsche Verkabelung zu finden.
Die Heizungsrohre waren hier im Objekt aber auch zu 50% unterdimensioniert mit Dämmmaterial umhüllt worden, sowohl Vor- und Rücklaufleitungen. So kam es zusätzlich zu einer erhöhten Abstrahlung der Wärme durch Zu- und Ableitungen. Ganz abgesehen von der unnötigen Energieverschwendung.
Grundlagen für den hydraulischen Abgleich und typische Fehler
- Berechnung der Gebäudeheizlasten und der Raumheizlasten
- Auslegungsberechnung der Heizflächen, der Volumenströme und natürlich der Einstellwerte der Thermostatventile
- die Auslegung der Umwelzpumpe/n mit dazugehöriger Anpassung der Heizkennlinie
Typische Fehler bei Fußbodenheizungen
- Zu große Verlegeabstände
- Keine Randzonen an Außenwänden oder vor Terrassentüren definiert
- Starke Überhitzung durch falsch und zu viel nebeneinander gelegte Zuleitungen
- Teils zu lange Heizkreise und falsche Rohrdurchmesser gewählt
- Trittschalldämmung muss sichergestellt sein
- Transferräume separat regeln
Die Wohnungen sind vermietet und sollten 85€ Heiznebenkosten haben. Nach einem Jahr kamen 60€/Monat hinzu.
Eine Pflicht, Heizungsrohrnetze hydraulisch abzugleichen, besteht bei Neubauten oder bei erheblichen Eingriffen in bestehende Heizungsanlagen aus weiteren Normen und Verordnungen wie etwa der VOB/C – DIN 18380 (insbesondere Absatz 3.1.1) oder DIN EN 14336. Beim Austausch einer Heizungsanlage besteht somit nach den anerkannten Regeln der Technik die Verpflichtung, einen hydraulischen Abgleich durchzuführen.
Ich selbst bin kein Gutachter für Zentralheizungs- und Lüftungsbaumeister oder Gas- und Wasserinstallateurmeister, helfe aber gerne weiter wie in diesem Fall. Der Wohnungsbaugesellschaft konnten wir jedenfalls helfen.
Ich arbeite eng mit einem Gutachter zusammen und so lerne ich noch etwas als Co-Gutachter dazu. Kürzlich in der Saarstraße in Oldenburg wurde ein Gutachter aus Edewecht auf eine Baustelle bestellt. Der hat doch glatt den hydraulischen Abgleich verpennt.
P.S.: Der Auftragnehmer hat die ihm ausgehändigten Planunterlagen – soweit sie von ihm nicht selbst bearbeitet werden – entsprechend § 3 Ziffer 3 VOB, Teil B, auf etwaige Unstimmigkeiten zu überprüfen. Entdeckte oder vermutete Mängel hat er dem Auftraggeber unverzüglich anzuzeigen.