Nachbehandlung und Schutz von frischem Beton
20 Januar 2016Betonieren im Sommer –
Fundamentplatte für ein Eigenheim
Ende August wurde diese Sohleplatte für ein Einfamilienhaus erstellt. Die Bauherren, von denen einer bei einem Bauunternehmen angestellt war, haben hier beim Hausbau selbst Hand angelegt, um Kosten zu sparen. Diese Betonsohle hat man frei bewittert austrocknen lassen, das Ergebnis sieht man auch am Foto.
Zu dieser Zeit und in den folgenden Tagen herrschte eine Windgeschwindigkeit von 3 bis 5. Der Wind verstärkt natürlich noch die Austrocknung des Betons. Das Wetter war noch sehr gut mit genügend Sonnenstunden. So konnte der Grundstock dieser Immobilie für die Bauherren schnell trocknen. Wie gewünscht, sollte man meinen.
Doch weit gefehlt, der noch (junge) frische Beton ist viel zu schnell ausgetrocknet. Auf der Oberfläche des Betons sieht man durch die freie Bewitterung jede Menge getrockneten Zementleim. Dieser wurde mit Wasser bei der zu starken Verdunstung des Anmachwassers für den Beton mit an die Oberfläche gesaugt. Das Wasser verdunstet vollständig und hinterlässt den Zement auf der Oberfläche.
In der Nähe der Oberfläche wird sich dadurch der Beton nicht genügend aushärten können. Die gewünschten Eigenschaften des Betons können so nicht erreicht werden. Man spricht hierbei auch vom „verdursteten Beton“. Diese in Eigenarbeit erstellte Bodenplatte ist dann im Ergebnis auch nicht besser als eine schlecht von einem Bauunternehmen angelegte Betonplatte. Und hierauf werden dann vielleicht nochmal 200.000 € verbaut. Baupfusch lässt grüßen!
Hat man erstmal seinen Hauskredit abbezahlt, wird man wohl einen Sanierungskredit aufnehmen müssen.
Die DIN EN 13670/DIN 1045-3 fordert in dem Abschnitt 8.5 die Nachbehandlung des noch jungen Betons. So wie beschrieben ausgeführt wird die Hydratation gestört und es wird wohl Frühschwindrisse geben. Ebenfalls wird sich keine ausreichende Festigkeit des Betons einstellen. Auch die Betonrandzone wird sich nicht sicher entwickeln.
Da die seitliche Schalung dieser Bodenplatte ungewöhnlicher Weise aus Ziegelsteinen besteht, werden diese Steine zusätzlich an der Betonrandzone das für die Abbindung des Betons nötige Wasser vorzeitig aufsaugen. Das dürfte zu unnötigen Spannungen im Beton führen; und hierauf sollen dann die Außenmauern gesetzt werden …
Kosten
Entweder ein richtiges Haus bauen oder die Bodenplatte wieder entfernen. Bei solch einer schadhaften Verarbeitung beim Hausbau müssen die Frostschürzen auch entfernt werden.
Bei einer anderen Baustelle aus 2015 (einer Keller-Sohleplatte) hat das Entfernen der Bodenplatte an einem Tag über 20.000 € ohne Materialkosten an Geld aufgezehrt. Allerdings sind die Kosten zu Lasten des Bauträgers gegangen. Dem Bauträger konnte ich mehrere Fehler in Planung, Ausführung und Bauüberwachung nachweisen. Dieser Fall wird an anderer Stelle noch ausführlich geschildert.
Besondere Verarbeitungshinweise
Bei der Verarbeitung von Beton ist erhöhte Aufmerksamkeit erforderlich. Folgendes ist zu beachten:
- Max. w/z = 0,40 unbedingt einhalten.
- Einstellung der Konsistenz über Betonverflüssiger, z.B. auf Acrylat- oder Polycarboxylatetherbasis.
- Beton gut verdichten.
- Beton nach der Herstellung intensiv nachbehandeln. Das Abdecken mit Folie vermeidet das „Verdursten“ der Oberfläche und den Entzug der für die Kristallbildung notwendigen Feuchtigkeit. Daduch wird die angestrebte Qualität erreicht und das Absanden und Abmehlen an der Oberfläche verhindert.
- Feine Oberflächenrisse „heilen“ in der Regel beim ersten Wasserkontakt.
Ich berate Sie gern!